PLYONKA

Wie aus der Dämmerung gewebt, erschien Plyonka an einem frühen Morgen vor unserer Haustür. Die Luft vibrierte vom Gesang der Spatzen, und auf dem rissigen Pflaster hingen noch die letzten Perlen des Taus. Sie war dünn, ihre Rippen zeichneten sich zart unter dem stumpfen Fell ab, das die staubige Farbe der Wege trug. In ihren Augen, dunkel wie polierte Steine, lag eine Weisheit, die vom stillen Leiden erzählte.

Wir bauten ihr eine Hundehütte aus Holz und stellten sie in den Hof. Geprägt von Jahren der geteilten Wände und des geteilten Mühsals, betrachteten die Nachbarn den Hund zunächst mit misstrauischen Blicken. Der Hof war eingefasst von alten Häusern, deren Fassaden vom Regen gezeichnet waren. Die Wäscheleinen hingen unter der Last verblichener Kleidung und das Lachen der Kinder hallte durch die engen Gassen.
Es war ein kleiner Junge, der dem Hund ihren Namen verlieh. Marik, der Sohn des Fotografen, dessen bloße Füße jeden Riss im Pflaster kannten. Er nannte sie Plyonka, weil sie sich so eng zusammenrollte, wie ein Filmstreifen, der sich zu einem warmen schützenden Kreis schließt und Bilder in sich trägt, die nur die Dunkelheit im Inneren kennt. Der Name passte zu ihr. Plyonka nahm ihn an ohne zu widersprechen.

Mit der Zeit wurde der Hund ein selbstverständlicher Teil des Hoflebens. Die Frau des Händlers stellte ihr wortlos Essensreste neben die Regenrinne. Der Hausmeister, ein schweigsamer Mann, nickte ihr zu, während er den Hof fegte.

Die Jahre verstrichen und Marik wuchs heran. Seine Beine wurden länger, seine Stimme wurde tiefer. Eines Tages standen Koffer im Hof. Marik, erhellt vom Glanz des Aufbruchs, kniete nieder und umarmte Plyonka fest, während er ihr Worte von Rückkehr in die Ohren flüsterte.

Und er kehrte zurück. Sommer für Sommer. Der Hof blieb derselbe. Nur die Schatten verschoben sich und die Farben an den Wänden verblassten immer mehr. Plyonkas Fell wurde silber, ihre Bewegungen langsamer, aber weiterhin von Weisheit und stiller Würde geprägt. Sie folgte Marik, wenn er, wie einst als Kind, die alten Wege entlangschritt und seine Finger über die Risse der vertrauten Mauern entlangfuhr.

Die Realität zeigte ihr Gesicht, stellte Marik vor Herausforderungen und entführte ihm die Zeit. Einige Sommer kam er nicht.

Als er einst mit seinem Neugeborenen in den Hof tritt, war Plyonka nicht mehr da. Die Luft war schwerer geworden, als wäre sie unter der Last ihrer Abwesenheit. Marik suchte die engen Gassen ab, fragte die Nachbarn mit stiller Hoffnung, doch sie schüttelten nur ihre Köpfe. Plyonka war gegangen, so still wie sie gekommen war.

Marik rief jene zusammen, die einst Essensreste für sie zurückgelassen oder ihr einen flüchtigen Streichelgruß geschenkt hatten. Sie legten Blumen in ihre Hütte und standen lautlos in ihrer Erinnerung. Marik sprach keine Worte. Seine Hände lagen ineinander, während die Schatten sich längerten und der Himmel sich mit Sternen füllte, in Gedanken bei einer stillen Seele, die niemals ganz ausklingen würde.

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The ghost of number 11